Prolog
Alle anderen Figuren sind gefallen. Das Brett ist still. Nur ein einziger Schatten ragt noch auf – der König. Aber der König bewegt sich langsam, Schritt für Schritt – denn er weiss: der König kann nicht fliehen.
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Nur ein einziger Schatten ragt noch auf – der König. |
Verloren in der Dunkelheit, steht er allein auf einem Meer aus
Schwarz und
Weiss. Keine Läufer mehr, keine Türme, auch die Dame hat ihn verlassen. Nur das Echo der Schachpartie, das noch in den Fugen des Brettes vibriert. Doch er weicht nicht. Denn selbst wenn das Licht nicht mehr scheint, bleibt die Pflicht zu kämpfen bis zum Matt.
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Teil I: Eine verregnete Nacht
In einer verregneten Nacht in Wien sitzt der alte Herr
Kaspar allein in seinem kleinen Arbeitszimmer. Der Regen klopft an die Fensterscheiben wie die Finger eines ungeduldigen Gegners. Vor ihm auf dem Schreibtisch: ein altes hölzernes Schachbrett, die Figuren aus Elfenbein und Ebenholz, abgewetzt von Jahrzehnten intensiver Partien.