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Dienstag, 2. Juni 2020

Das Prinzip zweier Schwächen

Das Prinzip zweier Schwächen ist eines der wichtigsten Prinzipien der Schachstrategie! Da eine Schwäche allein meist genügend oft verteidigt werden kann (zum Beispiel ist ein Bauer viermal angegriffen und vierfach gedeckt), muss eine zweite „Front“ (Schwäche) geschaffen werden. Danach kann der Angreifer beide Schwächen – z.B. einen schwachen Bauern und einen schwachen König – wechselseitig unter Feuer nehmen und der Verteidiger (häufig auch unter Raummangel und Koordinations-Schwierigkeiten leidend) sieht sich aussserstande, Verluste zu vermeiden.

Eine erstaunliche Ähnlichkeit haben die beiden Partien Botwinnik-Zagoriansky, Swerdlowsk 1943 und Karpow – Spassky, Montreal 1979, die nicht nur sehr schön das Prinzip zweier Schwächen illustrieren, sondern auch gute Beispiele für das Bekämpfen des isolierten d-Bauern sind. Der Plan ist einfach: Tausch von Leichtfiguren, danach Schwerfiguren verdoppeln / vertripeln und den gefesselten isolierten Bauern mit eigenem Bauern angreifen und erobern. Da der Druck auf den isolierten d-Bauern in Beispielen nicht weiter erhöht werden kann, läßt Weiss in beiden Partien (ggf. nach geeigneter Vorbereitung) seine(n) Königsflügel-Bauern laufen, um die besagte zweite Schwäche im schwarzen Lager zu provozieren.

Die Strategie der zweiten Front geht übrigens ursprünglich auf Nimzowitsch zurück. Aber seht selbst:

Mikhail Botvinnik - Evgeny Zagorjansky
Sverdlovsk (Yekaterinburg) 1943