«uneinholbar» voraus lag - und dann schliesslich doch noch verlor, erinnerte ich mich an eine durchaus ähnliche Geschichte, an ein eigentliches kleines Schachdrama, das sich im letzten Mai am Bundesturnier in Ittigen (Bern) ereignet hatte.
«Bist - du - sicher?» Wie Hammerschläge, gesprochen mit eindringlichen Pausen und nachhallend wie von einem grossen, laut dröhnenden Gong erschütterten diese drei Worte meine Ohren und untergruben jedes Mal meine eigene scheinbare Sicherheit, wenn ich gegen den sprechenden Schachcomputer meiner Kinder spielte und einen scheinbaren Gewinnzug vorschnell ausgeführt hatte.
«Bist - du - sicher?» Was für eine Warnung, ausgesprochen mit einem unüberhörbar strafenden Unterton. Wie konnte man da noch sicher sein? Nein, wohl nicht so ganz, also wurde ich dann jeweils unsicher und nahm meinen wahrscheinlich ins Verderben führenden Zug zurück.
in Ittigen war das Spiel gegen meinen mit Weiss spielenden jugendlichen Gegner 18 Züge lang völlig ausgeglichen. In der Folge entwickelte sich folgender Spielverlauf:
Todor Simic - Gabriel Steiner
Bundesturnier Ittigen 2023
Einen Tag später wollte ich von meinem jungen Spielgegner dann noch wissen, ob er mich wirklich bewusst in diese geniale Falle gelockt habe. Seine Antwort werde ich nie vergessen: "Ja doch, ich war mir sehr sicher".
Mitfühlende Schachfreunde werden nun vielleicht etwas schmunzeln und meine fälschliche Selbstsicherheit bedauern, andere werden mir diesen Fehler von Herzen gönnen und sich selber vor Lachen kugeln. Wichtig aber ist nur die Erkenntnis, dass jeder Schachspieler aufmerksam hinhören sollte, wenn er eine innere Stimme warnend rufen hört: «Bist du wirklich sicher?»
Gabriel Steiner
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